Herzlich Willkommen bei den Franziskanern in Dornbirn


 

Kapuzinerkloster Dornbirn 1893-2004

Nach 111 Jahren Präsenz und Wirken in der Gartenstadt Dornbirn war unsere Tiroler Kapuzinerordensprovinz gezwungen, wegen Personalmangel sich von Dornbirn zu verabschieden, schmerzlich für die Provinz, ebenso für unsere treuen Katholiken und Wohltäter.

Ein Glücksfall: wir konnten das Kloster polnischen Franziskanern aus der Provinz Posen übergeben. Gottlob, das Kloster bleibt so weiter bestehen zum Segen der Stadt Dornbirn.

Die Vorgeschichte

Jahrzehnte vor dem Bau des Klosters kamen regelmäßig Kapuzinerpatres aus Bregenz nach Dornbirn zu Sonntags- und Festtags-Predigten.

P. Anizet Riedinger von Bludenz (1740 – 1816) wirkte gut 40 Jahre in Bregenz, kam 36 Jahre zu Predigt und Beichtseelsorge nach Dornbirn und erfreute sich allgemeiner Beliebtheit, ja er wurde „Prediger vom Markt Dornbirn“ genannt.

Immer stärker war das Verlangen des Volkes nach einer Niederlassung in Dornbirn. 1878 spendeten die Erben des damals allbekannten „Weinhandelsgeschäfts Matthias Thurnher“ einen namhaften Geldbetrag zur Gründung eines Kapuzinerklosters. Viele Wohltäter spendeten Geldbeträge und boten jede Mithilfe für den Bau einer Niederlassung für die Kapuziner.

Pfarrer Gebhard Fink (1823 – 1908) richtete die Bitte an den Provinzial P. Peter Damian Sepp in Innsbruck um die Errichtung eines Kapuzinerklosters in Dornbirn. Provinzial P. Peter Damian forderte, dass der Marktgemeindeausschuss schriftlich die Zustimmung geben müsse. Die politische Marktgemeinde lehnte strikte ab. Inzwischen flossen namhafte Geldbeträge für den Klosterbau. Die Tante des Landeshauptmannes Adolf Rhomberg, Sophie Rhomberg († am 3. Mai 1880) hinterließ neben einem hohen Geldbetrag ein Legat für die Kapuziner. Immer lauter wurde der Ruf und das Verlangen des Volkes, nun endlich ein Kloster zu bauen. Zur gleichen Zeit versuchten die Redemptoristen in Haselstauden ein Kolleg zu errichten.

Bereits 1881 begannen die Ordensbrüder des hl. Alfons eine sehr aktive Seelsorge in der Nachbargemeinde von Dornbirn. Damit schien der Plan, ein Kapuzinerkloster zu errichten, für immer begraben. Nun wurde Landeshauptmann Adolf Rhomberg aktiv: anlässlich des 25 jährigen Pfarrjubiläums von Pfarrer Gebhard Fink, gab die Ansprache des Landeshauptmannes neue Impulse. Die Kapuziner müssen her, wir brauchen sie!

Im Mai 1892 erkrankte die hochgeachtete Gattin des Landeshauptmannes, Frau Anna Rhomberg (geb. Kogler), so schwer, dass die Ärzte keine Hoffnung auf Genesung gaben. In dieser Bedrängnis legte Landeshauptmann Adolf Rhomberg ein Gelübde ab: wenn meine liebe Frau wieder gesund wird, werde ich in Dornbirn ein Kapuzinerkloster gründen! Wie durch ein Wunder kehrte die volle Gesundheit zurück.

Die Baugeschichte

Landeshauptmann Rhomberg setzte nun seine ganze Autorität für den Bau eines Klosters ein. Die liberale Marktgemeindevorstehung machte andauernd Schwierigkeiten. Es musste auch geklärt werden, wo das Kloster errichtet werden soll: im Markt Dornbirn; im Oberdorf oder in Haselstauden. Die Redemptoristen zogen sich zurück.

Adolf Rhomberg kaufte aus eigenen Mitteln das seinem Wohnsitz gegenüber liegende Anwesen des Frl. Anna Huber um 24.000 fl . Diese Platzwahl erwies sich als überaus günstig. So erhielt das Kloster mitten im Markt (heute mitten in der Stadt) an der Hauptstraße seinen Platz.

Das Provinzkapitel in Innsbruck gab am 25. Juli 1892 die einstimmige Zusage zum Klosterbau. Das Ordinariat Brixen erteilte am 22. Oktober 1892 die Baubewilligung. So konnte am 28. Mai 1893 die Grundsteinlegung erfolgen, vollzogen von Weihbischof Johannes Zobl. Mit dabei waren „die ganze Bevölkerung des Marktes, 27 Weltpriester und eine Reihe Kapuziner“ aus Vorarlberg. Die „Liberalen“ blieben weg.

Zur Überwachung der Bauarbeiten wurde P. Ambos Girtler und Bruder Balthasar Preindl bestellt. In guter Zusammenarbeit mit der Baufi rma Seraphin Pümpel (Feldkirch) konnte bereits im Herbst 1894 das Kloster fertiggestellt, die Kirche am 4. September 1894 von Weihbischof Zobl konsekriert werden. Patron der Kirche: der hl. Josef „Vorbild und Schützer der Arbeiter“!

Zur Kircheneinrichtung: den Hochaltar und die beiden Seitenaltäre baute Bruder Wenzel Schnitzer aus Bregenz (1841 – 1910), Provinztischler in Innsbruck. Entworfen hat die Altäre Roman Pichler aus der Glasmalerei Innsbruck. Die Statuen St. Anna und St. Adolf für den Hauptaltar lieferte die Firma Winkler / Innsbruck. Die Stationsbilder (im Nazarenerstil) malte Kunstmaler Raich / Wien und wurden von der Landeshauptmanns-Gattin Anna Rhomberg gestiftet. Künstlerisch wertvoll sind die drei Großgemälde für den Hochaltar und die beiden Seitenaltäre. Sie stammen aus der Werkstätte Ertl / Schwaz, verfertigt nach Skizzen von Pernlocher aus Thaur in Tirol. Das Hochaltarbild: St. Josef mit dem Gotteskind, umgeben von den kirchlichen und staatlichen Autoritäten 1894 (Bischöfe Johannes Zobl, Erzbischof v. Salzburg Haller, Kaiser Franz Josef, Papst Leo XIII, das Stifterpaar Adolf und Anna Rhomberg, ein Blinder und ein Sterbender mit dem ersten Guardian P. Ambros Girtler als Krankenseelsorger.

Die Bilder der Seitenaltäre: Franziskus empfängt auf La Verna die Stigmatisation, St. Antonius von Padua. 1895 wurde in die geräumige Seitenkapelle eine Lourdesgrotte von Baumeister Christian Nayer aus Bludenz eingebaut. Die Lourdesstatue, Maria offenbart sich Bernadette, ein Geschenk der Jungfrauen-Kongregation in Dornbirn. Mit der Pfarre wurde das dienstpastorale Verhältnis zwischen Pfarrkirche und Kloster geregelt. Das Kloster übernahm die Festpredigten in der Pfarrkirche.

Jeden Sonn- und Festtag besorgt ein Pater Kapuziner den Beichtdienst in der Pfarrkirche. Das wurde aber später abgelehnt. Für den Beichtdienst steht das Kloster jeden Tag zur Verfügung. Laut Aufzeichnungen in der Klosterchronik wurden jährlich bis zu 30.000 Beichten abgenommen! Für die Mädchenschule wurde eine Katechetenstelle angenommen (bis 1938).

Ein reiches Arbeitsfeld

Landeshauptmann Adolf Rhomberg († 1921) und seine edle Frau Anna († 1942) freuten sich über die Kapuzinerniederlassung und waren oft zu Gast im Kloster, zum Mittagessen und zur Rekreation. Frau Anna Rhomberg (Kapuzinermutter genannt) konnte immer die Klausur betreten und zur Erholung in den Klostergarten kommen. Arbeitsfreudige, volksverbundene und vorbildliche Patres hatten reichlich Gelegenheit in den verschiedenen Sparten der Seelsorge mitzuarbeiten. Das Kloster war meist mit 8 Patres und 4 bis 5 Ordensbrüdern für den Innendienst und die Pfl ege des Gartens besetzt.

Die Zusammenarbeit mit dem Pfarrklerus und im Dekanat war beispielhaft, brüderlich und zuvorkommend. Den Kapuzinern war die Seelsorge im Krankenhaus anvertraut. Neben der „Pfarrpredigt“ (damals 30 – 40 Minuten und vor Beginn der hl. Messe!) übernahm das Kloster Religionsunterricht in verschiedenen Schulen der Stadt.
Nach dem 1. Weltkrieg war stets ein Kapuziner Katechet in Lustenau. (1920 – 1941 und 1945 – 1955) Die Beichtstuhltätigkeit zählte zur Hauptaufgabe der Kapuziner. Für das Bußsakrament mussten an allen Festtagen vier Patres in der Klosterkirche im Beichtstuhl verfügbar sein. Der Andrang der Pönitenten war groß!

Viele kamen aus den auswärtigen Pfarren, auch aus der angrenzenden Schweiz. Wie aus der Chronik zu entnehmen ist, wurden jährlich bis zu 30.000 Beichten abgenommen! Die hl. Messen in der Klosterkirche erfreuten sich eines sehr guten Besuches. Sonntag für Sonntag waren Aushilfen in den Dekanatspfarren zu leisten, bis hinein in den Bregenzerwald. Mehrere Patres wirkten als Volksmissionare und Exerzitienleiter, hielten Einkehrtage und religiöse Wochen. P. Gaudentius Koch († 1944) förderte die Betsingmesse, feierte schon damals den Wortgottesdienst in der deutschen Sprache. Er war ein Vorreiter der Volksliturgie!

Viele Jahre betreuten die Dornbirner Kapuziner die Bergparzellen Kehlegg und Oberfallenberg; oft auch die Bergpfarre Ebnit und Emser Reuthe. Die alljährlichen Haussammlungen für das Kloster brachten reichlich Lebensmittel, verbunden mit Geldalmosen, sodass in der großen Notzeit vor, während und nach dem 1. Weltkrieg (1914 – 1918) viele Arbeitslose, ja ganze Familien, Handwerksburschen und Bettler an der Klosterpforte Unterstützung und Hilfe erhielten. Es sei festgehalten: 1917 versorgte das Kloster der Kapuziner ca. 300 Gefangene, Verwundete und Flüchtlinge, die in Dornbirn Zufl ucht und Hilfe suchten.

In der nationalsozialistischen Zeit (1938 – 1945) wurden dem Kloster Einschränkungen auferlegt: Sammelverbot! Verbot der Armenspeisung! Aufl ösung des Dritten Ordens (Franziskanische Gemeinschaft)! Es gab einige unangenehme Hausdurchsuchungen. Das Archiv des Bezirksgerichts Dornbirn wurde in die Kellerräume eingelagert. Im Refektorium des Klosters wurde eine Schulklasse untergebracht.

Nicht vergessen darf man die Gastfreundschaft der Kapuziner mit dem Dekanatsklerus: Die Kleruskonferenzen fanden im Kloster statt. Jeden Donnerstag – „dies clericorum“ – versammelte sich der Pfarrklerus und einige aus dem Dekanat im Kloster zu gemeinsamen Gesprächen, zu einem gemütlichen Kartenspiel in brüderlicher Gemeinschaft. Im Garten war eine Kegelbahn eingerichtet. Der jüngere Klerus spielte gerne hier, oft sehr temperamentvoll! Kaplan Carl Lampert (1928 – 1930), der spätere Märtyrer-Provikar der Administratur Innsbruck / Feldkirch (enthauptet in Halle / Saale am 13.11.1944) zählte die Dornbirner Kaplanjahre zu seinen schönsten in seinem kurzen Priesterleben und erinnerte sich stets an die frohen Stunden im Kapuzinerkloster.

Generalrenovierung der Kirche

Im Laufe der Jahre mussten immer wieder Renovierungen und neue Einrichtungen geschehen. 1907 wurde der elektrische Strom in die Kirche eingeleitet. 1912 ließ Landeshauptmann Adolf Rhomberg in der Seitenkapelle eine Gruft ausheben für seine und seiner Frau Grablege. Das Stifterehepaar fand dort die irdische Ruhestätte, Adolf Rhomberg 1921, seine Gattin Anna 1942. Für Orgel und Chor wurde 1925 die rückwärtige Empore eingebaut. Guardian P. Nikolaus Thurnher († 1993), wirkte beinahe 50 Jahre in Dornbirn als überaus beliebter Katechet (30 Jahre) und Krankenseelsorger (40 Jahre), wagte 1970 eine Generalsanierung der Kirche nach dem „Geschmack der Zeit“, nicht allgemein belobt. Leider wurden die gut erhaltenen Altäre abgebrochen und entfernt. Geblieben ist einzig der Tabernakelaufbau mit dem Altar.

Die kunstvollen Altarbilder fanden ihren Platz an den kahlen Wänden. Ein neuer Volksaltar und Ambo ermöglichten die Zelebration zum Volke hin. Alle Beichtstühle (sechs an der Zahl) wurden neu eingebaut, sehr geräumig und dem Sakrament entsprechend angenehm eingerichtet. Erneuert wurde auch die gesamte Beleuchtung der Kirche. Die Lourdesgrotte wurde entfernt. Guardian P. Gaudentius Walser ließ 1995 eine zweite Generalsanierung der Kirche durchführen: neuer Volksaltar (Marmor), neue Beleuchtung, neue Lautsprecheranlage, Doppelverglasung und Neueinsetzung der Kirchenfenster (im Blauton), Anschaffung einer neuen Orgel (Metzlerorgel). Die Kosten der Renovierung deckten die vielen Spenden der Kirchenbesucher. Deo gratias!

Übergabe des Klosters an die Franziskaner der Provinz Posen

„Was machen wir mit unserem Dornbirner Kloster? Schau, dass Du jemanden fi ndest, der das Kloster weiterführen kann!“, so Provinzial P. Markus Präg zum letzten Guardian P. Gaudentius Walser. Personalmangel, Überalterung und das Ausbleiben des Ordensnachwuchses zwingen zur Aufl assung mehrerer Klöster.

Unser Kloster in Bludenz hatten polnische Franziskaner aus der Provinz Posen übernommen. Ich wandte mich an Provinzial P. Adrian Buchcik, OFM und bat ihn, das Kloster in Dornbirn zu übernehmen. Tatsächlich: sofortige Zusage! Ein Vertragsabschluß wurde ausgearbeitet. Am 1. Nov. 2004 folgte die Übergabe des Klosters, das Eigentum der Tiroler-Kapuzinerprovinz ist, samt dem Grundstück Garten, an die Franziskanerprovinz POZNAN /Polen.

Die ersten Franziskaner bezogen ihre Wohnzellen bereits am 28. August 2004 und wurden von Guardian P. Gaudentius in die Seelsorge eingeführt. Der neue Guardian P. Kryspin Kacpszak, mit den beiden Mitbrüdern P. Lucas Rosiac und P. Rufus Witt lebten sich anfangs schwer in die neue Situation. Schwierigkeit bereitete die deutsche Sprache. P. Kryspin erkrankte, verabschiedete sich nach zwei Monaten und P. Rufus Witt übernahm als Guardian die Führung. Er fand schnell Anklang bei den Leuten, hatte einen guten, gesunden Humor.

Am Samstag, den 27. November 2004 feierten wir in der überfüllten Kapuzinerkirche eine ergreifende Danksagung und Abschiedsfeier. Bischof Elmar Fischer von Feldkirch hielt den Gottesdienst. Am Altar konzelebrierten 30 Priester! Anwesend waren sämtliche Priester des Dekanates Dornbirn. Der „Dornbirner Männerchor“ erfreute alle mit ihren kräftigen Stimmen, gewaltig das „Großer Gott, wir loben Dich“ zum Abschluss der kirchlichen Feier. Anschließend im „Hotel Krone“ gab es für die geladenen Gäste (120 !) ein festliches Abendessen.

Das Ausbleiben geistlicher Berufe, sowohl für die Diözesen, wie auch für die Orden, zwingt die verantwortlichen Oberen zur Aufl ösung von Klosterschulen, Internaten und Klostergemeinschaften. Heute eine große Sorge und Belastung für die Bischöfe und die Ordensoberen. In den Diözesen wird generell eine „Regionalisierung“ durchgeführt, d.h. mehrere Pfarren werden zusammengeschlossen, zu einer „Seelsorgeeinheit“, sodass ein Pfarrer die Verantwortung über die Seelsorge wahrnimmt, in Zusammenarbeit mit einem Diakon, Pastoralassistenten, Laienhelfer.... Wir stehen erst am Beginn dieser Entwicklung auf kirchlicher Ebene.

Der Abschied von Dornbirn war für unsere Tiroler – Kapuzinerordensprovinz (seit 2004 „Österreichische Kapuzinerprovinz“ ) sehr schmerzlich. Die letzte Kapuzinergemeinschaft des Klosters zählte zwei Priester (Guardian P. Gaudentius Walser und P. Angelus Wielander) und den guten Bruder Josef Hagen, Pförtner, Koch und Sakristan.

Gott Lob und Dank, wir konnten polnischen Franziskanern aus der Provinz POSEN Kloster und Seelsorge übergeben.

P. Gaudentius Walser, OFMCap., Provinzarchivar
(zusammengefasst aus dem Provinzarchiv, Abteil „DORNBIRN“,
aus Chroniken, Personalakten, persönlichen Aufzeichnungen)